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Tierarztbesuch entspannt gestalten

Vorwort 

Gestern war ich mit meinen beiden Hunden, Cyros und Letty, beim Tierarzt.

Letty hatte ihre normale jährliche Routine-Untersuchung und die Impfung musste aufgefrischt werden.

Das eigentliche Sorgenkind ist gerade Cyros, da er aufgrund seines Alters immer mehr körperliche Gebrechen zeigt. 

So kann er z. B. seit ein paar Tagen nicht mehr von alleine von glatten Böden aufstehen und benötigt hier menschliche Unterstützung.

Wir versuchen ihn jetzt mit ein paar Spritzen für Muskelaufbau und Schmerztabletten aufzupäppeln, so dass er noch eine schöne Zeit mit uns verbringen kann. 

Während wir beim Tierarzt waren, ist mir wieder einmal aufgefallen, wie aufgeregt oder sogar ängstlich viele Hunde beim Tierarzt sind.

Das Thema ‚Tierarztbesuch‘ wird oft im Junghundealter vernachlässigt oder sorglos angegangen.

Dabei können wir einiges unternehmen, um unseren Hunden den Tierarztbesuch angenehmer, weniger aufwühlend oder gar weniger gruselig zu gestalten.

Selbst wenn der Hund bereits negative Erfahrungen mit dem Tierarzt verknüpft, können wir es zumindest versuchen, das Ruder herumzureißen und den Tierarztbesuch für unsere Hunde angenehmer zu gestalten.

Hier sind einige Tipps und Tricks, die dir dabei helfen können:

Die Inhalte dieses Blogartikels:

Vorbereitung ist alles

Bevor es zum eigentlichen, vielleicht sogar ersten Tierarztbesuch geht, kannst du einige Vorbereitungen treffen. So kannst du damit starten, es zu eurer Gewohnheit zu machen, den Hund in Ruhe an allen Körperstellen zu untersuchen. So gewöhnt sich dein Hund an die Berührungen, welche für ihn nicht von Anfang an angenehm sind. Aber es wird irgendwann normal, dass der Mensch die Augenlieder, Ohrmuscheln, Zähne, Bauchraum, Pfoten, Rute und Co. untersucht. Am Ende der Untersuchung darf eine schöne Belohnung nicht fehlen. Wenn das gut klapp und der Hund lässt sich ohne Gegenwehr untersuchen, dann kannst du hundeerfahrene Freunde bitten, den Hund zu untersuchen. Bevor dein Bekannter den Hund untersucht, darf der Hund sehen, dass du den Bekannten stoppst und nach einem kurzen Gespräch, den Raum zum Hund, quasi die Untersuchung, frei gibst. Ruhig, wohlwollend aber herzhaft (natürlich dem hündischen Temperament angepasst), werden Augen, Ohrmuscheln, Zähne, Bauchraum, Pfoten, Rute und Co.  untersucht. Und auch hier wird zum Schluss ordentlich belohnt, was jedoch nicht bedeutet, dass der Hund hochgepusht werden soll. Achtung: Safety first! Neigt dein Hund dazu sein Unbehagen mit den Zähnen zu äußern, sichere ihn bitte vor der Untersuchung über einen Maulkorb ab. Das ist schon mal ein guter Schritt für die Gewöhnung, dass punktuell von Fremden im Beisein seines Menschen untersucht zu werden, nichts Ungewöhnliches und letztendlich nichts Schlimmes ist. Auch für die Gewöhnung der Spritze kannst du etwas unternehmen. So kannst du zum Beispiel deinen Hund beim Streicheln oder Massieren, immer wieder mal leicht in die Hinterflanken zwicken (natürlich so, dass es keinerlei Schmerzen zufügt), aber die Nervenzellen sich eben an diese Art der Berührung gewöhnen können. Fahre mit der Hand und leichtem Druck über die leicht gezwickte Stelle, so dass sich das nach dem Zwicken sofort ein wohliges Gefühl verteilt.

Der große Tag beim Tierarzt

Nun nähern wir uns dem großen Tag: dem Tierarztbesuch. Vereinbare am besten einen Termin zu Randzeiten, um lange Wartezeiten zu vermeiden und möglichst ruhige Praxisräume vorzufinden.

Ankunft:

Plane genügend Zeit ein, damit du und dein Hund vor dem eigentlichen Termin zur Ruhe kommen können.

Ankündigung beim Tierarzt:

Melde dich bereits im Voraus in der Praxis an und teile mit, dass du mit deinem Hund ein paar Mal rein und rausgehst. Dadurch könnt ihr euch beide besser an die Umgebung gewöhnen und stößt auf kein verwundertes Praxispersonal.

Wenig Beachtung:

Vergiss nicht, das Praxispersonal zu bitten, deinen Hund möglichst nicht besonders zu beachten, um ihn nicht zusätzlich zu pushen.

Ruhe fängt im Auto an:

Nachdem du alle ‚vorgewarnt‘ hast, gehe zurück zu deinem Hund und setze dich zu ihm, z. B. auf die Kofferraumkante. Warte bis dein Hund aus dem Auto alles beobachtet hat und einigermaßen zur Ruhe kommt. Erst jetzt darf er aussteigen und nun wieder zur Ruhe finden, bevor es endlich in die Praxis geht.

Übung in der Praxis:

Wenn irgendwie möglich, versuche auf eine lockere Leine zu achten. Betrete die Praxis mit deinem Hund und lasse ihn immer wieder zwischendurch absetzen, um ihm eine Schlecktube zur Beruhigung zu geben (ähnlich wie mit einem Schnuller beim Kind). Halte dabei eine ruhige und gelassene Atmosphäre. Verlasse nun die Praxis. Sorge für Ruhe am Auto, um im nächsten Moment wieder in Ruhe in die Praxis zu gehen. Übertreibe jedoch nicht gleich mit diesen Schritten. Zweimal Rein- und Rausgehen reicht für den Anfang vollkommen aus, schließlich wartet noch der dritte, tatsächliche, Arztbesuch auf deinen Hund.

Warten auf den Termin:

Bringe nun deinen Hund entweder wieder in das Auto, 0der warte draußen und sorge für Ruhe, indem du z. B. deinen Hund am Schleckroller nuckeln lässt, oder kleine Suchspiele mit ihm machst, oder wenn er es schon aushält, einfach dastehst und eben auf euren Aufruf wartest.

Begrüßung des Tierarztes:

Nun seid ihr an der Reihe. Lass dich nicht zu sehr hetzen. Agiere mit Ruhe und Umsicht. Achte wenn möglich auf lockere Leine und sofern ihr das aufgebaut hat, kannst du deinen Hund ins ‚Hinten‘ schickst, so dass du den Vortritt hast und die Lage für deinen Hund abscannst. So wird es auch leichter fallen, den Tierarzt zuerst zu begrüßen, bevor dieser deinen Hund freundlich anspricht.

Sanfte Annäherung:

Halte den Tierarzt davon ab, deinen jungen Hund sofort zu ‚überwältigen‘. Zu viel Liebe würde deinen Hund entweder zu sehr pushen oder eher ängstigen. Achte darauf, dass bei der ersten Untersuchung du deinen Hund auf den Untersuchungstisch bringst. Halte dabei mit sanftem Nachdruck sein Halsband oder Geschirr im vorderen Bereich. Sprich mit ihm und massiere ihn, wenn er das mag, mit ruhigen Bewegungen.

Belohnungen während der Untersuchung:

Verwende eine Hand, um deinen Hund im vorderen Körperbereich (z. B. Kopf) zu halten, während du mit der anderen Hand Leckerchen fütterst. Dies lenkt deinen Hund ab und hilft ihm, die Untersuchung entspannter zu erleben. Wenn es dir leichter fällt, dann kannst du ihm auch einen Schleckroller anbieten.

Für die Spritze vorbereiten:

Bitte den Tierarzt darum, mit der Spritze zu warten, bis du die Leberwurstpaste bereit hast. In dem Augenblick, wenn der Tierarzt die Spritze gibt, kannst du deinem Hund im Schulterbereich leicht zwickeln (um die Nervenzellen irre zu führen) und ihm ordentlich Leberwurst geben. So bleibt bei vielen Hunden die Spritze fast unbemerkt.

Ruhiges Herunterholen:

Achte darauf, deinen Hund nach der Untersuchung behutsam vom Untersuchungstisch herunterzuholen. Lobe ihn ausgiebig für sein Verhalten, während der Behandlung.

Zeit für Bewunderung:

Nach der Untersuchung können nun endlich auch die Mitarbeiter der Tierarztpraxis deinen tollen Hund im Untersuchungszimmer bewundern. Dein Hund darf sich richtig freuen und die Aufmerksamkeit genießen. Schließlich soll der Tierarzt bei dem Hund ein gutes Gefühl hinterlassen und nicht mit der Spritzengabe enden.

Wieder Abkühlen:

Aber Achtung: bevor ihr nun wieder aus dem Untersuchungszimmer geht, versuche die Aufregung deines Hundes wieder nach unten zu regulieren (z. B. kannst du ihn am Schleckroller nuckeln lassen, während du die übrigen Fragen an den Tierarzt stellst). Erst wenn dein Hund wieder ruhiger ist, verlasse das Zimmer und achte weiterhin, wenn möglich, auf eine lockere Leine. Überstanden! Zeit fürs Verarbeiten: Biete deinem Hund etwas Wasser an, sobald ihr wieder am Auto oder zuhause seid. Gehe noch einmal kurz zum Lösen, so dass er quasi seinen Stress rausfließen lassen kann. Nun ist langes und ausgiebiges Ruhen und Schlafen angesagt, damit das Erlebte in die ‚richtigen Schubladen‘ geräumt wird.

Uff, zu anstrengend!

Keine Sorge, du musst diese Vorgehensweise nicht bis ans Hundelebensende anwenden. Du wirst mit der Zeit lernen, wann du die ‚Zügel‘ lockerer lassen kannst. Dieser Ansatz hilft jedoch:
  • Hibbeligen Hunden, nicht noch nervöser zu werden.
  • Skeptischen Hunden, die Kontrolle dir zu überlassen.
  • Zurückhaltenden und schüchternen Hunden, in dir Sicherheit zu finden.

Schlusswort

Mit Hilfe dieser Tipps wird dein Hund merken, dass du auch in Situationen mit anderen Menschen, wie in diesem Beispiel im Umgang mit dem Tierarztpersonal, freundlich und bestimmt agierst. Und das ist letztendlich das Ziel der ersten Tierarztbesuche – deinem Hund ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und den Tierarztbesuch zu einem positiven Ereignis zu machen. Wie laufen eigentlich die Tierarztbesuche bei euch ab? Stress und Freude pur? Oder Stress in Verbindung mit Furcht? Oder seid ihr eher coole Socken unter den Tierpraxisbesuchern?

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